Neuer Sockel, neue Chipsätze, neue Prozessoren – Raphael ist AMDs Antwort auf Intels Alder-Lake-Plattform
Mit der Ryzen-Serie hat AMD eine völlig neue CPU-Architektur auf den Markt gebracht. Diese führte das Unternehmen nach der Enttäuschung der FX-Prozessoren wieder in die Erfolgsspur und bot attraktive Alternativen zu den CPUs des Hauptkonkurrenten Intel. Bereits Ende 2021 machte Intel mit der Alder-Lake-Plattform und der Einführung von DDR5-Arbeitsspeicher und PCIe 5.0 einen gewaltigen Schritt nach vorne, nun zieht AMD mit der Ryzen 7000-Serie auf der Zen 4-Architektur unter dem Codenamen „Raphael“ mit einem neuen Sockel, neuen Chipsätzen und mehreren neuen Prozessoren nach. Bei Ecom Trading erfahren Sie alles Wichtige zur neuen Ära der AMD-Prozessoren.
Großes Prozessorangebot für alle Lebenslagen
Zum Auftakt präsentiert AMD vier verschiedene Desktop-CPUs, die bereits sehr viele potentielle Anwendungsgebiete abdecken. Die CPUs basieren auf der neuesten Zen 4-Architektur und werden in 5 Nanometern gefertigt. Als besonderes Highlight ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die neuen CPUs nun auch mit einer integrierten Grafikeinheit ausgestattet sind, sodass es sich im AMD-Sprachgebrauch eigentlich nicht um reine CPUs, sondern APUs handelt. Die Grafikeinheit wurde auf RDNA2-Basis entwickelt, auf der auch die aktuellen Grafikkarten von AMD (Radeon RX 6000er Serie) aufgebaut sind. Sie besteht aus zwei Grafikprozessoren, die mit einem Basistakt von 400 MHz arbeiten und unter Last einen Boosttakt von 2.200 MHz erreichen. Eine integrierte Grafikeinheit war bisher nur den Ryzen-Prozessoren mit G-Suffix (zum Beispiel der Ryzen 7 5700G) vorbehalten, die allerdings hinsichtlich der CPU-Leistung ihren „Schwestermodellen“ mit X-Suffix nicht ebenbürtig waren. Vor allem Anwender, die viel CPU-Leistung, jedoch kaum Grafikleistung benötigen, werden sich über die integrierte Grafikeinheit freuen – ein Feature, das Intel schon seit Jahren in den Core-i-CPUs anbietet.
Ryzen 9 7950X – Das Topmodell
Wie schon sein Vorgänger verfügt der Ryzen 9 7950X über 16 physische Kerne und 32 Threads. AMD hielt es nicht für nötig, die Kernzahl weiter zu erhöhen, da 16 Kerne im Desktopsegment auch in diesem und die kommenden Jahre vollkommen ausreichend sein werden. Die Taktraten schraubte man allerdings kräftig nach oben, denn während der Ryzen 9 5950X noch einen Basistakt von 3,4 GHz und einen Boosttakt von 4,9 GHz hatte, erreicht der Ryzen 9 7950X nun bereits 4,5 GHz im Basis- und sogar 5,7 GHz im Boosttakt. Damit ist dieses Modell nicht nur die Raphael-CPU mit den meisten Kernen, sondern auch mit dem höchsten Boosttakt. Der L3-Cache liegt weiterhin bei 64 MB, der L2-Cache wurde dagegen von 8 auf 16 MB verdoppelt. Die hohen Taktraten sind allerdings nicht nur auf eine deutlich bessere Effizienz, sondern auch auf eine höhere TDP (Thermal Design Power) zurückzuführen. Diese wurde von ehemals 105 auf 170 W angehoben, wodurch auch das PPT (Package Power Target), das bei AMD üblicherweise etwa 35% über der TDP liegt, von 142 auf maximal 230 W erhöht wurde. Während die Taktraten deutlich steigen, sinkt jedoch erstaunlicherweise die UVP des Herstellers, denn während der Vorgänger bei 799 US-Dollar MSRP eingepreist war, soll der Preis des Ryzen 9 7950X bei 699 US-Dollar MSRP liegen.
Ryzen 9 7900X – Das Arbeitstier
Das zweite Modell der Raphael-CPUs verfolgt einen sehr ähnlichen Ansatz wie das Topmodell. Auch hier bleibt die Anzahl der Kerne und Threads im Vergleich zum Vorgänger Ryzen 9 5900X mit 12 bzw. 24 identisch. Die Taktraten des Ryzen 9 7900X liegen bei 4,7 GHz im Basis und 5,6 GHz im Boosttakt, der L3-Cache bleibt weiterhin bei 64 MB. Analog zum Ryzen 9 7950X wurde jedoch der L2-Cache ebenfalls verdoppelt, im Falle des Ryzen 9 7900X von 6 auf 12 MB. Des Weiteren wurde die TDP von 105 auf 170 W erhöht. Den Preis gibt AMD wie beim Vorgänger mit 549 US-Dollar MSRP an.
Ryzen 7 7700X – Die Gaming-CPU
Während Gamer in der Vergangenheit gerne auf den Ryzen 7 5800X zurückgriffen, scheinen sie zumindest in der Nomenklatur bei den neuen Zen 4-CPUs einen kleinen Schritt zurückgehen zu müssen, denn der Ryzen 7 7800X wird als namenstechnischer Nachfolger des Ryzen 7 5800X erst nach Veröffentlichung der ersten vier Modelle offiziell vorgestellt. Bis dahin können sich Gamingfans jedoch am sehr attraktiven Ryzen 7 7700X mit 8 Kernen und 16 Threads erfreuen, die mit Taktraten von 4,5 GHz im Basis- und 5,4 GHz im Boosttakt arbeiten. Der L3-Cache beträgt mit 32 MB die Hälfte der beiden erstgenannten CPUs und ist damit auf dem Niveau des Ryzen 7 5800X, der L2-Cache wurde dagegen von 4 auf 8 MB aufgestockt. Im Gegensatz zu den beiden neuen Ryzen-9-Modellen wurde die TDP allerdings nicht erhöht, sondern bleibt weiterhin bei 105 W. Mit 399 US-Dollar MSRP ist die CPU außerdem etwa 50 US-Dollar günstiger als die Preisempfehlung des Ryzen 7 5800X.
Ryzen 5 7600X – Der günstige Allrounder
Den Abschluss macht der Ryzen 5 7600X als direkter Nachfolger des Ryzen 5 5600X. Diese CPU bietet weiterhin 6 Kerne und 12 Threads, die Taktraten wurden jedoch wie bei den drei anderen CPUs deutlich nach oben geschraubt und liegen nun bei 4,7 GHz Basis- und 5,3 GHz Boosttakt. Der L3-Cache bleibt mit 32 MB ebenso unverändert, der L2-Cache wurde von 3 auf 6 MB erhöht. Erhöht wurde allerdings auch die TDP im Vergleich zum Vorgänger und beträgt nun 105 statt 65 W. Die Preisempfehlung für den aktuell kleinsten Zen 4-Ryzen liegt wie bereits bei Ryzen 5000 bei 299 US-Dollar MSRP.
Neuer Sockel für weniger Frust
Mit den neuen Ryzen 7000-Prozessoren führt AMD nicht nur eine neue CPU-Generation ein, sondern vollzieht einen regelrechten Paradigmenwechsel. Während die AMD-Prozessoren der jüngeren Vergangenheit auf einen PGA-Sockel (Pin Grid Array) setzten, folgt AMD mit dem neuen AM5-Sockel nun dem LGA-Konzept (Land Grid Array), das von Intel schon seit Jahren erfolgreich umgesetzt wird. Bei den bis Ryzen 5000 eingesetzten CPUs mit PGA-Sockel waren die Kontaktpins direkt an der Unterseite des Prozessors angebracht. Der Sockel auf dem Mainboard bot zur Installation der CPU die entsprechend passenden Löcher, über einen Montagehebel wurden die installierten CPUs daraufhin im Sockel festgeklemmt. Dieses Konzept hat allerdings den Nachteil, dass die sehr empfindlichen Pins schnell verbogen oder gar abgebrochen werden können. Außerdem kann es bei der Demontage des CPU-Kühlers passieren, dass die CPU trotz festgeklemmten Montagehebel aufgrund der Wärmeleitpaste am Kühler haften bleibt und aus dem Sockel herausgerissen wird, was zu Beschädigungen an CPU und Sockel führen kann. Diese Probleme gehören mit dem neuen AM5-Sockel LGA 1718 nun der Vergangenheit an.
DDR5 und PCIe 5.0 erhalten Einzug bei AMD
Die Zahl Fünf findet sich nicht nur im neuen CPU-Sockel AM5, sondern auch in der neuen RAM- und PCIe-Generation.
Intel hat den neuen RAM-Standard DDR5 bereits Ende 2021 mit den Alder-Lake-CPUs eingeführt, AMD zieht mit der AM5-Plattform nun nach. Zu den Vorteilen des neuen DDR5-RAMs haben wir bereits einen ausführlichen Blogbeitrag ("Höchstleistung durch neuen Speicherstandard DDR5?") für Sie verfasst, ein Blick lohnt sich! Während Intel mit seinen Alder-Lake-CPUs allerdings noch zweigleisig fährt und sowohl DDR4- als auch DDR5-RAM unterstützt, werden die neuen Ryzen 7000-CPUs ausschließlich mit DDR5-Modulen harmonieren. Offiziell werden Module der Spezifikation DDR5-5200 von den neuen AMD-Prozessoren unterstützt, allerdings ist ähnlich wie bei den Intel-CPUs zu erwarten, dass auch schnellere Speichermodule verwendet werden können, um die Systemleistung weiter zu steigern. Nicht umsonst führt AMD mit EXPO (Extended Profiles for Overclocking) eine Technologie ein, die ein effektives und einfaches Übertakten des Arbeitsspeichers ermöglichen soll.
Neben DDR5 findet auch die neueste PCIe-Generation 5.0 ihren Weg in die AM5-Plattform, womit eine weitere Lücke zu den aktuellen Intel-Prozessoren geschlossen wird. PCIe 5.0 bietet mit 32 GT/s (Gigatransfers pro Sekunde) die doppelte Signalübertragungsrate wie PCIe 4.0 und verspricht damit nochmals deutlich mehr Performance. Dies betrifft sowohl die mechanischen PCIe-Slots zur Installation einer Grafikkarte als auch die M.2-Plätze, in denen NVMe-SSDs ihren Platz finden. Hierbei sollte allerdings noch ehrlicherweise erwähnt werden, dass derzeit weder Grafikkarten noch NVMe-SSDs auf dem Markt sind, die PCIe 5.0 unterstützen. Alle aktuellen Grafikkarten und NVMe-SSDs basieren noch auf der Vorgängergeneration PCIe 4.0, sodass man aus der neuen PCIe-Generation keinen unmittelbaren Nutzen zieht. Nichtsdestotrotz ist man mit PCIe 5.0 natürlich bestens für die Zukunft gerüstet, zumal wie bei PCIe üblich eine Abwärtskompatibilität besteht, sodass auch dem Einsatz von PCIe 4.0-Komponenten nichts im Wege steht.
Für jeden Anspruch der richtige Chipsatz
Zusammen mit einer neuen Prozessorgeneration werden üblicherweise auch neue Chipsätze eingeführt. Bei den bisherigen Ryzen-Prozessoren auf der AM4 Plattform verfolgte AMD ein Konzept mit drei Chipsätzen, die der Nomenklatur AZ20, BZ50 und XZ70 folgen, wobei „Z“ die Chipsatzgeneration beschreibt. Die letzte Generation bot somit die Chipsätze A520, B550 und X570. Von diesem Konzept scheint AMD nun für Ryzen 7000 etwas abzuweichen, denn bisher wurden lediglich die beiden Chipsätze B650 und X670 vorgestellt, allerdings jeweils in einer normalen und einer „Extreme“-Version mit einem E-Suffix. Ob ein Einsteigerchipsatz (vermutlich A620) noch folgen wird, kann derzeit nicht bestätigt werden. Während man bei Intel nach wie vor zum High-End-Chipsatz der Z-Reihe für CPU-Übertaktung greifen muss, ermöglicht AMD zur Freude seiner Kunden weiterhin die Übertaktung der CPU in Kombination mit allen Chipsätzen.
Top-Chipsätze X670 und X670E
Wie gewohnt stellen die X-Chipsätze das High-End-Segment im Desktop-Bereich dar, so auch bei den Chipsätzen für Ryzen 7000. An sich sind die beiden Chipsätze X670 und X670 sehr ähnlich konfiguriert. Beide bieten maximal 8 SATA-Anschlüsse bzw. PCIe 3.0-Schnittstellen, bis zu 2 Superspeed-USB mit 20 GBit/s und bis zu 12 Superspeed-USB mit 10 GBit/s. Einen großen Unterschied gibt es jedoch bei der Umsetzung von PCIe 5.0, denn während die Bereitstellung von bis zu einer PCIe 5.0-Schnittstelle mit 4 PCIe-Lanes und bis zu 4 PCIe 4.0-Schnittstellen für NVMe-SSDs bei beiden Chipsätzen noch identisch ist, werden lediglich bei X670E auch die mechanischen PCIe-Slots zur Anbindung der Grafikkarte mit PCIe 5.0-Lanes (entweder 1x 16-fach oder 2x 8-fach) versorgt. Der normale X670-Chipsatz bietet dagegen ausschließlich PCIe 4.0-Lanes für die Kommunikation mit der Grafikkarte. Insgesamt bieten beide Chipsätze 44 nutzbare PCIe-Lanes, wobei bei X670E lediglich 8 und bei X670E insgesamt 24 Lanes als PCIe 5.0-Lanes ausgeführt sind.
B650 und B650E für die breite Masse
Ähnlich wie mit den X670-Chipsätzen verhält es sich mit den beiden B650-Varianten, diese bieten genau die Hälfte der SATA- und USB-Anschlüssen bei X670, also bis zu 4 SATA- bzw. PCIe 3.0-Schnittstellen, ein Superspeed-USB mit 20 GBit/s und maximal 6 Superspeed-USB mit 10 GBit/s. Wer allerdings seine zukünftige Grafikkarte mit PCIe 5.0 anbinden möchte, muss analog zum X670-Chipsatz zur „Extreme“-Variante mit 1x 16 oder 2x 8 PCIe 5.0-Lanes greifen. Der normale B650 Chipsatz stellt lediglich PCIe 4.0-Lanes für die Grafikkarte bereit. Allerdings gibt es auch bei der Anbindung der NVMe-SSDs deutliche Unterschiede, denn während beide X670-Chipsätze 4 PCIe 5.0-Lanes für eine NMVe-SSD zur Verfügung stellen, trifft dies nur auf B650E zu. Für den normalen B650-Chipsatz ist auch für NMVe-SSDs lediglich PCIe 4.0 vorgesehen. Zusammengefasst bieten beide B650-Chipsätze 36 nutzbare PCIe-Lanes, davon sind bei B650 alle als PCIe 4.0 und bei B650E 24 als PCIe 5.0 und 12 als PCIe 4.0 ausgeführt.
Die neuesten AMD-Prozessoren und Mainboards bei Ecom Trading
Die neuen Ryzen-Prozessoren der 7000-Serie stellen einen wichtigen Meilenstein für AMD dar: Zen 4-Architektur, AM5-Sockel LGA 1718, DDR5, PCIe 5.0. Selbstverständlich führen wir bei Ecom Trading als Hardware-Großhandel auch die neuesten AMD-Prozessoren und die dazu passenden Mainboards im Sortiment unseres Online-Shops. Selbstverständlich beraten unsere kompetenten Produktexperten Sie gerne bei der Auswahl des perfekt auf Ihre Bedürfnisse abgestimmten Ryzen 7000-Setups.