Der ideale Desktop-Prozessor: AMD- oder Intel-CPUs?
In den vergangenen Jahren hat AMD mit seinen neuen Ryzen-Prozessoren für viel Bewegung in der Tech-Welt gesorgt und Intel mächtig Konkurrenz gemacht. Mit den Alder-Lake-CPUs auf Basis einer Big-Little-Architektur verfolgt Intel jedoch nun einen revolutionären Ansatz im Desktop-Segment und möchte damit die entstandene Lücke zu AMD mindestens schließen. Doch die Frage, wer - AMD oder Intel - die besseren Prozessoren herstellt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die Prozessoren beider Marken haben ihre Stärken und Schwächen und somit ist die Wahl der richtigen CPU abhängig von den Anforderungen, die man an den Prozessor stellt und in welchem Preissegment man sich bewegt.
Der Prozessor – das Herzstück eines jeden PC-Systems
Der Prozessor (oder auch CPU – Central Processing Unit) gilt als das Herz eines Computers. Als zentraler Baustein eines Computersystems ist er maßgeblich für die Leistungsfähigkeit eines PCs verantwortlich.
Eine moderne CPU besteht grundlegend aus einem Trägermaterial (Substrat), einem Die aus Silizium und einem Heatspreader. Der Die realisiert elektronische Schaltungen mithilfe einer großen Menge Transistoren. Aktuelle Prozessoren vereinen mehrere Milliarden Transistoren auf einer Fläche von wenigen Quadratzentimetern. Auf einem Die werden die Transistoren in sogenannten Rechenkernen (Cores) gebündelt, sodass die Rechenleistung flexibel für verschiedene Anwendungen bereitgestellt werden kann. CPUs mit besonders vielen Rechenkernen setzen unter anderem aus Produktionsgründen bereits auf mehrere Dies, die über einen dedizierten Interface-Chip miteinander kommunizieren können. Die CPU-Dies werden auf einem Trägermaterial platziert, das Schnittstellen-Pins zum auf dem Mainboard befindlichen Prozessor-Sockel bereitstellt und somit die Verbindung zwischen Prozessor und allen anderen elektrischen und elektronischen Komponenten eines PCs ermöglicht.
Da ein Prozessor im Betrieb Verlustleitung in Form von Wärme abgibt, wird auf Substrat und CPU-Die ein Heatspreader zur Wärmeverteilung und -abfuhr aufgebracht. Ein Heatspreader besteht üblicherweise aus vernickeltem Kupfer und wird mit Klebstoff auf das Trägermaterial geklebt. Für eine optimale Wärmeübertragung vom CPU-Die zum Heatspreader werden die beiden Komponenten verlötet oder mit Wärmeleitpaste auf den Kontaktflächen von Die und Heatpreader verbunden. Ist der Prozessor auf dem Mainboard verbaut, kann daraufhin ein CPU-Kühlkörper installiert werden, der die entstehende Abwärme an die Umgebungsluft abgibt.
AMD oder Intel? - CPUs für Einsteiger
Betrachtet man die aktuellen Prozessorgenerationen von AMD und Intel, so dominiert Intel den Einsteigermarkt nahezu konkurrenzlos. Mit den Alder-Lake-Prozessoren hat Intel Ende 2021 die 12. Generation der erfolgreichen Core-i-Serie auf den Markt gebracht, die günstigen Einsteigerprozessoren sind seit Januar 2022 erhältlich. Im Preisbereich unter 100 Euro bietet der Hersteller mit Sitz im US-amerikanische Santa Clara, Kalifornien mit dem Celeron G6900 (zwei Kerne ohne Hyperthreading) und dem Pentium Gold G7400 (zwei Kerne mit Hyperthreading) zwei sehr interessante Prozessoren für Office- und Multimediaanwendungen. Durch die integrierte Grafikeinheit Intel UHD Graphics 710 mit Unterstützung von Encodierung und Decodierung moderner Multimediacodecs (u.a. H.265, VP9 und AV1) wird keine dedizierte Grafikkarte benötigt, wodurch sehr stromsparende PC-Systeme konfiguriert werden können. Wer etwas mehr Rechenleistung benötigt, der kann auch zum Intel i3 12100 (vier Kerne mit Hyperthreading) für etwa 140 Euro oder dessen Pendant ohne integrierte Grafikeinheit (i3 12100F) für etwa 110 Euro greifen.
Die sehr beliebte AMD-APU Ryzen 3 3200G war lange Zeit ein echter Preis-Leistungs-Tipp im Preisbereich bis ca. 100 Euro. Allerdings wurde der Ryzen 3 3200G bereits 2019 vorgestellt und basiert auf der 2018 vorgestellten Zen+-Architektur, sodass er zwar selbst für heutige Verhältnisse eine ansehnliche Grafikleistung bietet, auf die CPU-Performance bezogen jedoch den genannten Intel-Modellen deutlich hinterherhängt. Außerdem wird der Ryzen 3 3200G heute nicht mehr produziert und ist daher nur noch sehr schwer und zu Preisen jenseits von 300 Euro (neu) zu bekommen. Auf Basis der aktuellsten Ryzen-Architektur Zen 3 hat AMD derzeit keine CPU in der 100-Euro-Klasse im Angebot.
Prozessoren im mittleren Preissegment
In der Preisklasse zwischen 200 und 300 Euro ist AMD allerdings wieder mit sehr interessanten und konkurrenzfähigen Prozessoren vertreten. Den Einstieg bildet hier der Ryzen 5 5600G mit integrierter Grafikeinheit ab etwa 230 Euro, etwas mehr Rechenleistung (allerdings ohne interne Grafikeinheit) bietet der Ryzen 5 5600X für ca. 280 Euro. Beide CPUs sind aus sechs Kernen aufgebaut und unterstützen Hyperthreading. Zwei Kerne und vier Threads mehr sowie etwas stärkere Grafikleistung bietet der Ryzen 7 5700G für knapp 300 Euro, der damit die wohl beste Wahl ist, wenn man einen günstigen und trotzdem spieletauglichen PC ohne dedizierte Grafikkarte konfigurieren möchte. Gerade in Auflösungen wie Full-HD und bei niedrigen bis mittleren Qualitätseinstellungen erlaubt der Ryzen 7 5700G ein weitgehend flüssiges Spielerlebnis. Mit den Alder-Lake-Prozessoren hat Intel jedoch auch im Mittelklassesegment bemerkenswerte Arbeit geleistet und die Lücke zum AMD aus den vergangenen Jahren geschlossen. Mit dem i5 12400F hat Intel ebenfalls eine Sechskern-CPU mit Hyperthreading im Programm, die leistungstechnisch nur knapp hinter einem Ryzen 5 5600X liegt, dafür jedoch bereits für knapp unter 200 Euro erhältlich ist. Darüber hinaus bietet Intel mit dem i5 12500 und 12600 zwei weitere Sechskerner mit Hyperthreading und etwas höheren Taktraten für etwa 220 bzw. 250 Euro an.
Vor allem in Verbindung mit Windows 11 ist der i5 12600K bzw. das Modell ohne iGPU i5 12600KF sehr interessant, da diese neben sechs Hochleistungskernen mit Hyperthreading zusätzlich vier Effizienzkerne mit geringerer Leistungsfähigkeit und ohne Hyperthreading bieten. Diese können im Gamingbetrieb beispielsweise Hintergrundprozesse bearbeiten, während die Hochleistungskerne ihre volle Leistung für das PC-Spiel bereitstellen können. Der Preis eines i5 12600K liegt bei etwa 300 Euro.
Prozessoren der Oberklasse:
In der Preisklasse jenseits der 300 Euro ist AMD aktuell mit drei verschiedenen CPUs vertreten. Mit einem aktuellen Preis von ca. 360 Euro ist der Achtkerner Ryzen 7 5800X das günstigste Modell von AMDs Oberklasse-Prozessoren und liegt in Gaming und produktiven Anwendungen leistungstechnisch etwa auf dem Niveau von Intels i5 12600K. Deutlich mehr CPU-Leistung bietet der Ryzen 9 5900X mit 12 Kernen und 24 Threads zum Preis ab etwa 500 Euro. Das absolute Topmodell von AMD hört auf den Namen Ryzen 9 5950X, das mit über 700 Euro zwar mit Abstand die teuerste CPU ist, mit 16 Kernen und 32 Threads jedoch gerade in Produktivanwendungen auch nahezu die doppelte Leistung eines Ryzen 7 5800X bietet. Dazu sind die AMD-Prozessoren mit Leistungsaufnahmen von maximal etwa 140W recht effizient.
Intel hält in der High-End-Klasse mit zwei Modellen dagegen, die jeweils in einer nicht-übertaktbaren und einer übertaktbaren Variante mit K-Suffix angeboten werden. Der i7 12700K bietet zu einem Preis von etwa 420 Euro acht Performancekerne mit Hyperthreading und vier Effizienzkerne und liegt damit in Gaming-Benchmarks sogar meist vor AMDs Topmodell. Der i7 ohne K-Suffix liegt bei ca. 360 Euro und damit auf dem Niveau vom Ryzen 7 5800X. Die Speerspitze bildet der i9 12900K für knapp 600 Euro, der gegenüber dem i7 nochmals vier Effizienzkerne mehr mitbringt. Damit ist er im Gamingbereich etwa gleich stark, hat in Produktivanwendungen allerdings deutlich die Nase vorn. Allerdings liegt das Powerlimit des i9 12900K standardmäßig bei 241W, sodass er zur vollen Leistungsentfaltung deutlich mehr Energie benötigt als der stärkste AMD-Prozessor.
Plattformkosten sollten ebenfalls berücksichtigt werden
Betrachtet man das CPU-Line-Up von AMD und Intel, so scheint sich Intel zunächst als der zu bevorzugende Hersteller herauszukristallisieren. Die aktuellen Alder-Lake-CPUs bieten mehr Leistung für weniger Geld und sind in Verbindung mit Windows 11, das im Gegensatz zu Windows 10 zwischen Leistungs- und Effizienzkernen unterscheiden kann, gegenüber AMD deutlich im Vorteil.
Die CPU ist zwar das Herzstück eines PCs, bildet das Grundgerüst jedoch zusammen mit passendem Mainboard und Arbeitsspeicher. An dieser Stelle hat Intel im Vergleich zu AMD zumindest aus Kostensicht noch das Nachsehen, da die Mainboards für die neusten Intel-CPUs mit Sockel 1700 recht teuer sind. Um eine übertaktbare CPU auch wirklich übertakten zu können, setzt Intel einen Z-Chipsatz voraus (bei Alder Lake Z690), entsprechende Mainboards mit solider Ausstattung kosten mindestens 300 Euro. Außerdem läutete Intel mit der 12. Core-i-Generation die Ära des DDR5-Arbeitsspeichers ein, der zum aktuellen Zeitpunkt mindestens das Doppelte von vergleichbarem DDR4-RAM kostet. Zwar unterstützt Alder Lake auch DDR4-RAM, jedoch muss man sich bei der Wahl des Mainboards für eine DDR4- oder DDR5-Variante entscheiden, denn „DDR4-DDR5-Hybridmainboards“ sind aktuell noch nicht abzusehen. Auch die Einführung von PCIe 5.0 macht die Intel-Plattform zusätzlich teuer.
Die aktuellen AMD-CPUs setzen dagegen noch auf den schon lange etablierten AM4-Sockel in Verbindung mit DDR4-RAM. Zur Übertaktung der CPUs setzt AMD außerdem nicht den bestausgestatteten Chipsatz (aktuell X570) voraus, sondern ermöglicht Overclocking auch auf anderen Chipsätzen wie dem beliebten B550-Chipsatz. Gut ausgestattete B550-Mainboards sind bereits für unter 100 Euro zu bekommen, womit die gesamte Plattform aus CPU, Mainboard und RAM zwar etwas leistungsschwächer als Intels Alder-Lake-Plattform, aus Preis-Leistungs-Sicht jedoch wiederum sehr interessant ist.
Fazit:
Welcher Hertsteller ist nun besser für welchen Gebrauch, AMD oder Intel? Rein auf die Leistung bezogen hat Intel in allen Preisklassen den in den letzten Jahren aufklaffenden Rückstand zu AMD wieder aufgeholt, wenn nicht sogar AMD wieder überholt. Vor allem in der Einstiegsklasse hat AMD den Intel-CPUs derzeit nichts entgegenzusetzen, in den anderen Preisklassen bieten die Intel-Modelle gegenüber AMDs Prozessoren ebenfalls die bessere Leistung zum günstigeren Preis. Betrachtet man jedoch die Plattform aus CPU, Mainboard und Arbeitsspeicher, so löst sich der Preisvorteil der Intel-CPUs durch deutlich höhere Preise für kompatible Mainboards und DDR5-Arbeitsspeicher schnell in Luft auf.